Die Füße tragen den Menschen durchs Leben. Dick eingepackt im Winter erfreuen sich bei wärmeren Temperaturen an Luft und Licht. Strümpfe aus und Schuhe weg sind daher eine sinnvolle Methode, um Füßen eine Portion Wellness zu gönnen. Denn in den Fußsohlen enden rund 70.000 Nervenbahnen.
30. Geburtstag von Barfußpfad in Ferienregion Nahe-Glan
Eine Akupressur pur ist das Laufen auf natürlichen Böden mit nackten Füßen. Man könnte diese mit samt der Beine einfach hochlegen, um im verdienten Nichtstun zu verweilen, oder sie eben auch auf dem 1. Barfußpfad Deutschlands verwöhnen. Im rheinland-pfälzischen Bad Sobernheim feiert der 3,5 Kilometer lange Parcours in der Ferienregion Nahe-Glan sein 30-jähriges Bestehen in 2022.
„Inzwischen gibt es ungefähr 90 Pfade in Deutschland, auf denen der gesundheitliche Nutzen von Barfußlaufen im Vordergrund steht. In Bad Sobernheim sind wir beim Start in 1992 der Pionier in Sachen naturnahes Ausflugsabenteuer gewesen“, erzählt der lokale Tourismuschef Ralf Schneberger dem engagierten Gegenüber bei dessen Pfad-Premiere – bei erstmal vorsichtigem Schreiten durch Dick und Dünn. Denn: Die unterschiedlichen Untergründe wie Sand, Steine und Rindenmulch sind nicht immer einfach bzw. teilweise gar nicht zu sehen. Beim Barfußlaufen haben Sneakers & Co. mal Pause. Dafür arbeiten die Sinne beim Ertasten am Anschlag.
Bad Sobernheim in Deutschland als „Felkestadt“ etabliert
Relativ einfach gestaltet sich der Zugang auf gepflegter grüner Wiese. Gemütlich finden es die Füße nach dem Umziehen hier, vor allem weich und bequem. Doch die Tour in Bad Sobernheim punktet bei hochgekrempelten Hosen direkt vom Start weg mit einem heimatbezogenen Highlight. Es geht vom weichen Gras sofort in das 40 Meter lange Lehmstampfbecken, umgangssprachlich bekannt als „Felke-Grube“. Womit sich der Barfüßler bis zu den Knien mitten in flüssiger Schokolade wähnt, d.h. im schlammigen Geschehen für eine traditionsreiche kurmäßige Anwendung steckt. Schließlich ist Bad Sobernheim, das etwa ein bis zwei Autostunden von den urbanen Zentren am Rhein und Main entfernt liegt, als in Deutschland einzige „Felkestadt“ etabliert. Basierend auf dem Kurwesen des naturheilkundigen Pastors Emmanuel Felke (1856-1926) gehören bei der Felke-Kur die vier Elemente Licht, Luft, Wasser und Erde zur Regeneration.
Nachweisbarer Lehmbad-Erfolge für Heilung und Linderung
Rund zehn Jahre seines Lebens verbrachte der „Lehmpapst“, eigentlich ein evangelischer Pfarrer, im Ort Sobernheim, dem 1995 der Kurbad-Status verliehen wurde. Zentrale Säule bildet das Lehmbad mit nachweisbaren Erfolgen für die Heilung respektive Linderung von akuten oder chronifizierten Befunden wie etwa Erkrankungen der Gelenke und Wirbelsäule mit Schmerzsymptomatik, vegetative Dysregulationen, geschwächte Immunantworten sowie Diabetes und Adipositas. Bis heute wird Felkes Philosophie in drei Kurhäusern – BollAnts Spa im Park, Hotel Maasberg Therme und Menschels Vitalressort – praktiziert.
„Die Nachfrage nach Schlammtherapien steigt momentan sehr. Vor allem kommen immer mehr jüngere Menschen, die das Naturerlebnis präventiv nutzen, um sich innerlich gegen äußere Einflüsse zu stärken“, berichtet Touristiker Schneberger, der seit Dekaden die Entwicklung der Urlaubsdestination Nahe-Glan verantwortet. Viele „Felkianer“ seien mit der harmonisierenden Wirkung der Heilerde als Gesichtspackung vertraut oder hätten schon Erfahrung mit Fango- und Moor-Therapien gemacht. Der positive Effekt von Lehmbädern oder auch von Lehmpackungen für die Aktivierung von Stoffwechsel-Vorgängen und Abwehrkräften basiert in erster Linie auf der entgiftenden Wirkung.
Schon fünf Millionen Füße haben nachhaltig Boden gespürt
Die stressregulierende Bilanz auf dem Barfußpfad – bei dem zum Beispiel auch das seichte Wasser der Nahefurt mit oder ohne Brücke zu überqueren ist – wird vom Körper als Mini-Meditation notiert. Nicht umsonst haben bereits fünf Millionen Füße die Wohltat des Rundwegs gewählt. Im Felke-Credo für den Einklang mit sich und der Natur lädt die Gastronomie „DenkmalZ“ auf dem Barfußpfad zur Einkehr. Weil schon der Location-Name Programm ist, tut selbst ein Glas des Nahe-Weines oder selbstgebrauten Bieres mit regionaler Köstlichkeit der Gesundheit gut.
Nach der mehrstündigen Fußreflexzonenmassage deluxe, immer abhängig vom gewählten Tempo, fühlt sich der Organismus durch die Felke-Kur light angenehm beschwingt bis hin zur ganzheitlichen Neubelebung. Nicht nur die Fußmuskulatur profitiert vom nackten Laufen, sondern auch unruhige Gedanken finden Fixpunkte im erdigen Moment. Die heutige dynamische Zeit verlangt nach sich tragenden Verbindungen, um nachhaltig den Boden unter den Füßen zu spüren. Schließlich ist im Leben der Weg das Ziel, der mitunter holprig, steinig und anstrengend sein kann, doch irgendwie immer nach Hause führt.
Nützliche touristische Links:
https://www.ferienregion-nahe-glan.de/
https://stadt-bad-sobernheim.de/
https://www.golfclub-maasberg.de/
Text/Fotos: Ariane Günther; Teaserfoto_Daniel Barchet
Medium der Erst-Veröffentlichung:
https://fernweh.de/news/felke-kur-light-auf-barfusspfad